Ein unerschöpfliches Thema bildet für mich die alljährig-halbjährige Freßlust meiner Katzen. In der kalten Winterzeit, wo Schnee und Eis die ausgedehnten täglichen Raubzüge auf den unverzichtbaren Toilettengang reduzieren, wird die übrige Zeit vornehmlich mit Schlafen und Fressen verbracht. Ich denke mir: gerade bei einer kastrierten Katze, die ja ansonsten kein Vergnügen kennt … muß alles Freßbare in dieser Jahreszeit geradezu zwangsläufig eine übermächtige Bedeutung gewinnen.

Katzen sind – man weiß es – Raubtiere. Und das bedeutet: sie fressen auf Vorrat, alles was ihnen in die Quere kommt. Ihre Speckschicht, die sie sich auf diese Weise erwerben, bildet gewissermaßen eine Art Vorratskammer, einen Rucksack voller Lebensmittel, den sie ständig mit sich herumschleppen. Nur – daß es für WILLIE aller Vorraussicht nach keine Notzeiten geben wird …

Aus diesem Grund vergleiche ich meinen Kater gelegentlich insgeheim mit einer Wühlmaus oder so ähnlich, einer Maus, die sich für die lange Winterzeit eine Höhle voller Leckereien anlegt und sich dann spätestens nach Eintreffen des ersten Bodenfrostes in aller Gemütsruhe in ihr Winterquartier begibt, mit der Aussicht auf einen relaxten Winterschlaf, bei dem man dann vom Bett aus je nach Bedarf in aller Gemütsruhe ausgiebigst speisen kann, eine Art serielles halbjähriges Paradies – wobei mir insgeheim sofort ein anderer, thematisch eng mit der Speisenaufnahme verwobener Gedanke in den Kopf schießt … hmmm … naja …

Bemerkenswert entspannt geht mein Kater WILLIE mit seiner Freßsucht um. Dabei ist er durchaus wählerisch: Futter interessiert ihn grundsätzlich erst ab so circa 0,45 € pro Mahlzeit; alles andere wird verschmäht, gerne auch schon mal mitsamt Freßnapf vom Tisch gefegt. Der letzte Satz bedarf einer kleinen Erläuterung – insbesondere der Auseinandersetzung mit meinen Kindern gewidmet: KEINESWEGS ist es so, daß meine Katzen auf dem Tisch fressen. Jedenfalls nicht immer – sondern nur dann, wenn sie dort etwas Eßbares – also: für SIE Eßbares – vermuten: Butter, Schmierkäse, gerne auch schon mal vegetarischer Brotaufstrich … Insbesondere dann, wenn Besuch im Hause weilt, halten sie sich zurück. Das ist die Regel. Eine Ausnahme wird höchstens mal bei Torte gemacht … Nein: wovon ich spreche, das ist der kleine Beistelltisch, auf dem ich WILLIEs Freßnapf deponieren muß, damit beide Freßnäpfe auseinandergehalten werden können. Es gibt eh schon genug Konfusion: nachdem WILLIE einen Happen probiert hat, drängt es ihn nämlich üblicherweise unwiderstehlich an PaulChens Feßnapf, um zu testen, ob die nicht etwa was Besseres hat – und um ganz nebenbei unmißverständlich zu dokumentieren, wer hier im Haus die Hosen anhat!!!

Dabei – man darf es nicht verschweigen – zeitigt WILLIEs Freßsucht unübersehbar erste gesundheitliche Folgewirkungen: so stürzt er in den Wintermonaten von Zeit zu Zeit bemerkenswert unelegant ab beim Versucht, über die Mauer an Nachbars Fleischtöpfe zu gelangen … ansonsten strotzt er derzeit vor Gesundheit, hat ein dichtes Fell + eine fette Wampe.