Universität des Saarlandes, Fachbereich 6 (Sozial- und Umweltwissenschaften),
Fachrichtung 6.3: Soziologie
Titel:
Max Webers Vision der Moderne.
Eine Untersuchung zur Frage nach Ansatz und Grenzen einer Soziologie des Rationalismus.
Abschlußarbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom-Soziologen.
Vorgelegt von Joerg-U. Minx, cand. soz. Adresse: In der Klaus 2, D-66780 Fremersdorf.
Datum der Abgabe: 22. Dezember 2000.
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die Arbeit selbständig verfaßt habe und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, sind unter Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Vorbemerkung zur öffentlichen Präsentation der Studie im Internet im April 2024
Hiermit veröffentliche ich meine vor mehr als 20 Jahren geschriebene Untersuchung zur Theorie der Rationalisierung, da ich kein zusammenhängendes gedrucktes Exemplar der Arbeit mehr besitze und insofern den damaligen Text aus unterschiedlichen Teilen wieder zusammensetzen muß. Daneben – und das ist mir am wichtigsten – möchte ich den Text überarbeiten: zum einen, um Fehler zu korrigieren, zum anderen aber insbesondere, um die zwischenzeitlich erschienene Max-Weber-Gesamtausgabe (MWG) mit ihren umfangreichen Einleitungen einzuarbeiten.- Von mir nicht mehr systematisch verfolgt wurde die neuere Forschungsliteratur ab etwa dem Jahr 2000; sie war mir lediglich im Einzelfall zugänglich. Die Veränderungen im Text der Diplomarbeit werden im Folgenden dokumentiert.
Ausdrücklich gestatte ich den Zugriff auf die Arbeit; dies entspricht meinem Verständnis von Wissenschaft. Es sollte mich freuen, wenn der eine oder andere Nachwuchswissenschaftler von der Arbeit profitieren kann. Im übrigen gehe ich davon aus, dass – um ein Bonmot von Max Weber aufzugreifen – der Fachmann im Folgenden nichts wesentlich Neues erfahren wird; er möge aber andererseits auch keine gravierenden Fehler entdecken … Freuen würde mich insbesondere, sofern durch meine Zeilen jemandem der Zugang zu Max Weber erleichtert würde, von dessen andauernder Bedeutung für unser Zusammenleben ich überzeugt bin.
Berlin-Pankow, am Vorabend zum 1. Mai 2024
Motto
Mir scheint, der Widerstand, den so viele Intellektuelle der soziologischen Analyse entgegensetzen, die ihnen stets der reduktionistischen Grobschlächtigkeit verdächtig und immer dann besonders verabscheuungswürdig erscheint, wenn sie direkt auf ihr eigenes Universum angewendet wird, hat seine Wurzel in einem irregeleiteten Gefühl der (geistigen) Ehre, das sie daran hindert, die realistische Darstellung des menschlichen Handelns zu akzeptieren, die die erste Veraussetzung einer wissenschaftlichen Erkenntnis der sozialen Welt ist, oder, genauer gesagt, in einer gänzlich unangemessenen Vorstellung von ihrer Würde als »Subjekt«, aus der heraus sie die wissenschaftliche Analyse der Praktiken als Anschlag auf ihre »Freiheit« oder »Interessenfreiheit« empfinden.
Es stimmt, dass die soziologische Analyse dem Narzißmus nicht gerade schmeichelt und mit dem zutiefst selbstgefälligen Bild von der menschlichen Existenz, das all jene verteidigen, die von sich unbedingt als von den unersetzlich aller Lebewesen denken möchten, einen radikalen Bruch vollzieht. Nicht minder aber stimmt, dass sie eines der machtvollsten Instrumente der Erkenntnis seiner selbst als eines sozialen, und das heißt einmaligen, Lebewesens ist. So mag sie zwar die illusorischen Freiheiten infrage stellen, in deren Besitz sich diejenigen wähnen, die in dieser Form der Selbsterkenntnis einen »Abstieg in die Hölle« erblicken und alle Jahre wieder der jeweils neuesten, dem Tagesgeschmack angepassten Erscheinungsform der »Soziologie der Freiheit« applaudieren – die bereits vor nunmehr fast 30 Jahren von einem bestimmten Autor unter diesem Namen verfolgten wurde -, doch bietet sie auch einige der wirksamsten Mittel, um jene Freiheit zu erlangen, die sich den sozialen Determinismen mithilfe der Erkenntnis dieser sozialen Determinismen immerhin abbringen lässt.
Pierre Bourdieu: Praktische Vernunft. Frankfurt a.M. 1998, S. 9.
[Titel d. Originalausg.: Raisons pratiques. Sur la théorie de l´action. Paris 1994.]